Der Verlauf
Natürlich haben wir nicht gleich beim Startschuss der ganzen Idee begonnen einen Blog aufzusetzen, es war ja auch irgendwie Teil des Plans erst mal zu Verschwinden. Als sich dann während der ganzen Bau- und neuer Lebensphase dezent abgezeichnet hat dass wir erstens etwas brauchen dass es uns ermöglicht unseren Plan zu erklären ohne jedes mal eine mehrstündige Diskussion vom Zaun zu reißen. Wir hätten natürlich auch eine Broschüre drucken lassen können aber…ne…. Und zweitens benötigen unbedingt eine Möglichkeit mit all unseren Leuten Kontakt zu halten weil sie einfach wesentlicher Bestandteil unserer Persönlichkeiten sind die man nicht einfach so zurücklassen will. Und nicht zuletzt wurde oft der Wunsch genannt uns nicht komplett aus den Augen zu verlieren.
Da sich die Idee des Bloggs also so nebenbei entwickelte dauerte es natürlich noch eine ganze Weile bis wir dann mal eine Internetpräsenz hatten (an dieser Stelle, einen riesen Dank an J’s Mum die uns den Betrieb dieser Seite ermöglicht!), und uns ansatzweise darauf Verstanden die Optik unseren Wünschen gemäß anzupassen. Bis zu diesem Punkt gingen schon viele gute Ereignisse verloren, ich Versuche aber hier in etwa die Abläufe, Höhen und Tiefen einigermaßen chronologisch niederzulegen.
Gleich zu Anfang happerts auch schon mit der Chronologie.
Es muss in einer der ersten warmen Märznächte 2009 gewesen sein. Jay und Ich saßen auf der Panzerwiese bei einem kleinen Feuerchen und dachten wie schon so oft darüber nach was das Leben letztlich lebenswert macht und warum wir hier so extremst unzufrieden sind. Auch warum es sich so unberechtigt anfühlt, unzufrieden zu sein. Wie unter “Die Idee” näher beschrieben kamen wir zu dem Schluss, wir müssen hier weg, wir wollen dabei mobil sein, wir wollen so unabhängig wie möglich sein.
Während einiger weiterer Diskussionen kristallisierte sich die Idee des Trikes herraus. Nach einigem Nachdenken und prüfen unserer Kompetenzen ging es dann plötzlich Schlag auf Schlag. Ich habs noch gar nicht so recht realisiert da hatte Jay dann auch schon einen haufen Stahl in seinem Keller, glaubte sich die Werkzeuge zusammen und als wir uns trafen konnters kaum erwarten. Es zeichnete sich ziemlich schnell ab dass wir mehr Stahl brauchen. Sehr viel mehr Stahl. Und auch noch ein ganzen haufen anderen Zeugs. Trotzdem hatten wir am ersten Abend tatsächlich schon so etwas wie das Kofferraum-Grundgerüst. Interessanterweise ist das bis heute nahezu unverändert obwohl wir fast alles was wir fertig hatten wieder kaputt machten und neu zusammenfrickelten.
Aber weiter im Verlauf, die Teile gingen uns recht schnell aus. Wir liehen uns ein Auto und fuhren erst mal zum Baumarkt. Jay rannte durch die Regale, sammelte unglaublich viele Sachen auf um sie dann erst mal irgendwo zwischenzulagern bis er sie verpeilt hat. Dennoch gelang es ihm auf mystischen Wegen einen ganzen Haufen Materials zur Kasse zu Schleppen. Es kostete zwar eine Stange Geld doch das sollte nicht aufhalten, erstens sollte Geld in unserem Leben ohnehin an Wert verlieren und zweitens wollte sich keiner so kurz nach Start wieder entmutigen lassen.
Das mit dem Geld kriegen wir hin? Wir lassen uns nicht entmutigen? Das ganze wird in ein paar wochen schon fertig sein? Eigentlich braucht man nur ein paar Sachen aus dem Baumarkt und dann wird das Ding auf die schnelle in J’s Keller zusammengefrickelt?
Oh wir mussten noch so unglaublich viel lernen…
Doch zunächst am Abend nach dem Baumarkt, die Sonne neigt sich der Erde zu, es wird langsam kühler, man hört ein paar fahrige Bleistiftkritzeleien auf faltigem Papier niedergekritzelt werden, es wird kurz still…dann schmeißt J die Flex an! Ein infernalischer Funkenstrahl begleitet von passendem Lärm breitet sich in den Beton-Gewölben aus. Kurz darauf begann auch schon das Schweißen. Gefährliche an filmische Dramatik erinnernde Blau-Schwarze Schatten zeichnen sich an den Wänden ab, verbrennendes Schutz-fett auf den Stahl-Trägern sorgt für die olfaktorische Abrundung der szenerie. Unterbrochen wird das schweißen zunächst nur von lauten Flüchen seitens Jay. Ich hab das noch nicht so recht verstanden, irgendwie bickte ihm die Kathode (bitte verhaut mich nicht wegen technischer Details!) ständig am Stahl fest, man musste sie mit etwas Kraft runterreißen, meist ging dabei besagte Kathode auch kaputt, eine neue musste eingesetzt werden, das Schimpfen auf Erfinder des Stroms, den Supermarkt in dem das Gerät gekauft wurde und sowieso auf alles was sich in der nähe Befand schien dabei essentieller Teil der Schweiß-Zeremonie zu sein.
Da wir beschlossen zunächst mal drauf loszuwergeln ohne groß Pläne zu zeichnen um dann letztlich uns dann an dem zu orientieren was wir bereits hatten ging es für den Anfang erstaunlich schnell, obwohl unsere Ausrüstung wirklich kläglich war. Ja schon etwa 3 Stunden nach Baubeginn hatten wir das Grundgerüst unseres Kofferraumes, nach ausschweifenden Beratungen (größtenteils J’s Monologe zu denen ich immer sehr anerkennend nickte) über Form, Größe, mechanische Details, und überhaupt wie toll die ganze Sache ist, machten wir endlich unseren ersten Feierabend.
Die nächsten Tage unterschieden sich zunächst nicht sonderlich. Kurz planen, Diskutieren, Träumen, Schweißen, Fluchen, nochmal Schweißen, dann Flexen und laut Fluchen aber insgesammt doch recht produktiv. Etwas ärgerlich war dass wir des öfteren mit dem Schweiß-gerät die Sicherung geschossen haben und auch die Erfahrung dass der Keller eines Mietshauses nähe Odeonsplatz erstaunlich stark frequentiert ist weswegen man etwas drauf achten muss wohin die Flex grade wieder 2 Meter glühenden Metallstaub schleudert. Zugegeben, ein Keller ist nicht die beste Werkstatt, aber wir wussten auch nichts besseres.
Wir waren wohl so seit einer Woche zugange da hörten wir was niemand gerne hört. Ein verschnupftes, leicht quäkendes, nölendes, und eindeutig genervtes “Was machen sie denn da?!” schallte von oben herab. Da sich die meckernde Stimme nicht mit einem “Nix” und noch nichtmal mit einem “wir basteln da was” nicht zufrieden gab und es auch schon 22.02 Uhr war stellten wir die Arbeiten für diesen Tag ein. Natürlich gab uns das zu denken, einen besseren Platz hatten wir aber nicht, also erst mal weiter machen. Das ging natürlich nicht lang gut. Genaugenommen nicht mal einen Tag lang. Wir hatten am nächsten Tag gerade angefangen, da stand auch schon die Hauseigene Mediatorin im Gewölbe und schmiss uns mit zuckersüßer Stimme und Tot-schlag Argumenten aus dem Keller, nicht ohne auf die Hausverwaltung zu verweisen die das sicher nicht toll findet und mit der sie wohl ein Wörtchen reden müsse wenn nicht…und bla.
An dieser Stelle einen Dank an diese beiden Zauberhaften Damen welche uns nochmals eindrücklich verstehen ließen warum wir unbedingt weg müssen, wir hättens schon fast vergessen gehabt!
Wir waren erst mal gefrustet. Sollte die ganze Sache nicht mal 2 Wochen nach dem Start schon wieder beerdigt werden?
Es zogen einige Wochen ins Land, der Stahl schlummerte zunächst im Keller, wir versuchten einen passenden Bauplatz zu finden. Doch leider tat sich ewig nichts auf.
Ich gab letztlich nach und bat meine Eltern ob wir nicht für etwa 3 Wochen in die Garage und das Teil soweit bringen könnten dass wir es draußen stehen lassen können. Ich gebe zu, 3 Wochen erschienen mir damals schon etwas optimistisch, aber ordnete das zunächst und “Diplomatie” ab… Mittlerweile gehört es wohl langsam in die Kategorie “Dreißte Lüge” .
Passend mit dem “irgendwann mal ein Trike” bezog Jay dann auch meinen Keller